Wachsende gesellschaftliche Herausforderungen und Krisen wie der zerstörerische Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie die ungleiche Verteilung ebendieser Ressourcen erfordern auch Antworten und Lösungen auf kultureller Ebene. Aus der Verbindung von Kultur und Gesellschaft gründet sich der Kulturverein MONO e.V.. Der Name MONO ist dem Musikjargon entlehnt und symbolisiert metaphorisch eine Einheit.

Unter Kultur versteht der Kulturverein nicht nur jegliche künstlerische Praktiken, die der Unterhaltung abseits des Alltags dienen. Das Kulturverständnis des Vereins beinhaltet auch gesellschaftliche Wertevorstellungen. In der Kultur erzählt die menschliche Gesellschaft Geschichten über sich selbst und verleiht der Welt damit eine bestimmte Bedeutung. Kunst und Kultur finden demzufolge nicht im sozialen Vakuum statt. Kultur ist im Sinne des Vereins nicht abgekoppelt von gesellschaftspolitischen Verhältnissen zu betrachten und zu praktizieren. Vielmehr hat der Verein zum Ziel, soziale und politische Gegebenheiten durch kulturelle Ausdrucksformen hindurch zu deuten und zu verarbeiten.

Die Tätigkeiten des Vereins dienen der Förderung gesellschaftlicher, politischer und kultureller Visionen und sollen Orte der Inspiration und des gemeinsamen Lernens kreieren. Dieses Ziel dient der speziellen Abgrenzung von der zunehmend kommerziellen Prägung unseres sozialen Daseins, die uns in produzierende oder konsumierende Individuen einteilt. Die Möglichkeiten einer solidarischeren und egalitären Gesellschaft sollen durch die Vereinstätigkeiten erfahrbar gemacht werden.

aktuelle infos

16.01.2024

Community Call #1

Hallo Ihr Lieben,

als neuer Verein mussten wir schon jetzt einen Rückschlag hinnehmen: Wir wurden nicht als gemeinnützige Körperschaft anerkannt. Damit gelten wir rechtlich nicht als selbstlos tätige Organisation, die dem Gemeinwohl dient und unsere Steuerbegünstigung fällt weg. Die Förderung von Kunst und Kultur ist im Gemeinnützigkeitsrecht verankert. Laut Finanzamt würden wir uns aber der Kultur zugunsten unserer politischen Vorstellungen bedienen – und politische Betätigungen gelten nicht als gemeinnützig. Das ist ein harter Schlag ins Gesicht und zeigt, mit welchen Scheuklappen auf Gesellschaft und Kultur geblickt wird. Bei der Erstellung unserer Satzung haben wir uns VOR ALLEM gefragt, wie man als Kulturverein möglichst gemeinnützig sein kann. Wie kann man das Gemeinwohl bestmöglich fördern? Was müssen wir dafür leisten? Gerade das ist uns jetzt auf die Füße gefallen. Warum wir nicht unsere eigenen politischen Vorstellungen durchsetzen wollen, sondern die Förderung von Gemeinwohl sowieso als politisch betrachten, erklären wir nachfolgend. 

Uns ist wichtig, dass unser Verein kollektives Bewusstsein aktiv fördert. Wir wollen Grenzen überwinden. Brücken bauen. Uns unserer Umwelt bewusst sein und etwas Positives zur Gesellschaft beitragen. Kein privilegierter Spaß- und Spielclub sein. Kein exklusiver Ort für „Kulturschaffende“, die sich gegenseitig bespaßen. Das ist aber wohl das, was der Gesetzgeber von uns will. Singen, tanzen, lachen und bloß nicht politisch sein…

Aber was ist denn nicht politisch? Man kann gar nicht unpolitisch sein. Alleine das ist eine politische Entscheidung. Wir müssen jeden Tag unser Zusammenleben regeln und verhandeln. Wenn wir uns nicht damit beschäftigen, ist unsere Demokratie gefährdet.

Allen ist bewusst, wie viele Kräfte es zurzeit gegen die Demokratie gibt. Die Förderung von Gemeinwohl ist enorm wichtig, um dem eine positive Entwicklung entgegen zu setzen. Die Kraft der Begegnung unterschiedlicher Menschen wieder mehr zu schätzen, statt auf Abgrenzung zu setzen… mehr Empathie zu schaffen… und gerade Kunst und Kultur können so viel dazu beitragen, weil sie Menschen über Klassen, Geschlechter, Nationen etc. hinweg emotional berühren.

Als Verein ist es unsere Vision, Gesellschaft und Kultur innovativ zu verbinden. Zwar geht es in erster Linie um Musik und andere Kunstformen als Türöffner, aber Gemeinschaft zu fördern, gehört für uns mit dazu. Es ist sowieso falsch, von Kunst und Kultur als isolierte Tätigkeiten auszugehen, die mit Gesellschaft und Politik nichts zu tun haben. Der Kulturwissenschaftler Ernst Cassirer beschreibt seinen Forschungsgegenstand, also „die Kultur“, als alles Symbolische, was der Mensch hervorbringt. Also zum Beispiel die Vorstellung einer Nation. Niemand hat Deutschland je gesehen. Wir können eine Sprache sprechen, eine Bürokratie und ein Rechtssystem auf Basis unserer Vorstellungen von richtig und falsch errichten, Grenzen ziehen, eine Identität entwickeln – aber das ist alles Kultur. Es ist menschengemacht. Es folgt einer bestimmten Idee davon, wie die Gesellschaft zu sein hat. Der Vorwurf an uns, politische Vorstellungen durchsetzen zu wollen, sagt daher letztendlich mehr über die Ideologie des Staatsapparates aus, als über unsere. Ideologie ist sowieso wie Mundgeruch: es haben immer nur die anderen.

Wir wollen das Wort gemeinnützig aktiv beleben. Unter Gemeinnützigkeit wird im Gesetzestext der Abgabenordnung (AO) Verhalten definiert, das dem Gemeinwohl selbstlos dient. Es darf nicht gewinnorientiert und nicht auf Einzel- oder Gruppeninteressen bezogen sein. Wegen einiger missbräuchlicher Nutzungen zur Steuervermeidung von parteinahen Vereinen wurde das Gemeinnützigkeitsrecht in den 1980er Jahren verschärft. Politik und Gemeinnützigkeit sollten klar voneinander abgegrenzt werden. Diese Abgrenzung ist leider sehr schlecht gelungen. Zum Beispiel gilt bürgerschaftliches Engagement noch als gemeinnützig, aber nicht die Förderung von Menschenrechten. Man kann es so zusammenfassen: Entwicklungshilfe ist ok, aber die Ursachen für ihre Notwendigkeit sollen Vereine nicht bearbeiten. Den Armen ein bisschen helfen ist ok, aber bloß nicht nachforschen, warum sie arm sind. Politisch Verfolgten zu helfen ist ok, aber die Wurzeln der Diskriminierung bleiben unangetastet usw.

Das Gemeinnützigkeitsrecht ist unzeitgemäß. Dieser Meinung ist auch die Juristin Sarah Lincoln von der Gesellschaft für Freiheitsrechte. Ihrer Ansicht nach entspricht die aktuelle Rechtsprechung nicht dem modernen Verständnis von Demokratie. Nicht nur Parteien sorgen für politische Willensbildung. Die Demokratie lebt insbesondere von einer belebten und aktiven Zivilgesellschaft.

In unserer „politischen“ Ausrichtung geht es also nicht darum, die öffentliche Meinung nach unseren Vorstellungen zu beeinflussen. Wir wollen die Wahrnehmung demokratischer Grundsätze trainieren und an politisches Verantwortungsbewusstsein appellieren. Wir wollen Menschen unterstützen, eigene Sichtweisen im Sinne des Gemeinwohls zu entwickeln. Das finden wir selbstverständlich. Und das sehen auch 200 weitere Vereine und Stiftungen so, die sich in der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ zusammengeschlossen haben, darunter Amnesty International und Brot für die Welt. Diese Allianz kämpft für die Modernisierung des Gemeinnützigkeitsrechts, damit die Förderung von Demokratie, Menschenrechten, Klimaschutz und sozialem Zusammenhalt als gemeinnützig anerkannt werden. Das Thema ist auch schon im Bundestag angekommen – und wir warten sehnlichst auf eine sinnvolle Reform.

Was denkt ihr? Was bedeutet Community für euch? Wie lässt sich Gemeinwohl am besten fördern? Gerne würden wir die Frage weitergeben und gemeinsam darüber diskutieren. Unter dem Titel „Community Call“ werden wir immer wieder Beiträge zu verschiedenen Themen teilen, die sich mit Gemeinschaft auseinandersetzen.

In Liebe,
MONO e.V.


22.12.2023

[english below]

Kochend heiss servieren wir euch ein 5-Gänge-Menü: die fusion kitchen EP.

„fusion kitchen“ widmet sich kultureller Vermischung – einer popkulturellen Selbstverständlichkeit, die zuletzt immer wieder Thema politischer Kämpfe wird.

Das Projekt entstand in der Fusion verschiedener Stile, Sprachen, im Wechselspiel von elektronischen und organischen Elementen, Natur und Urbanität und in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Kontrasten zwischen arm und reich, zugehörig und ausgeschlossen und den beweglichen Elementen von Kultur in einer kapitalistischen Welt.

Unsere vielfältigen Inspirationen, von Einflüssen aus Reggae, Dancehall, Afrobeat, Funk, Soul, R&B und Hip-Hop zu Strömungen wie Garage, Drum&Bass, Grime, Techno und House, sind in den gesamten Entstehungsprozess eingeflossen.
Das übliche Merkmal in der Popkultur, sich von unterschiedlichen Stilen inspirieren zu lassen und etwas Neues daraus zu schaffen, sehen wir nicht als selbstverständlich. Wir schätzen kulturelle Fusion als bereicherndes Phänomen – und nicht als beiläufiges Thema. Nur so kann die Kraft, die darin liegt, sich tatsächlich entfalten.
In der kulturellen Vermischung funktioniert die Musik über Grenzen hinweg. Sie kennt keine Nationen und Stereotype, keine Ausgrenzung, keine minderwertigen und höherwertigen Kulturen und keine entwickelten und unterentwickelten Gesellschaften. Doch gleichzeitig sind alle Musikstile, die uns inspirieren, unter dem Einfluss dieser kulturellen Trennlinien entstanden. Ohne Schmerz und Unterdrückung hätte es sie in dieser Form nicht gegeben. Wir haben damit die Verantwortung, die Geschichten und sozialen Bedingungen der Musik nicht zu vergessen und Kritik an den Verhältnissen zu üben, unter denen sie entstanden ist.

Immer häufiger wird die sinnentleerte Aneignung kultureller Stile kritisiert. Oft ist unklar, woher die Inspirationen verschiedener Künstler und Künstlerinnen überhaupt kommen und welche Geschichten dahinter stecken. Wenn Menschen in Machtpositionen ohne Rücksicht auf diese Geschichten auch noch eine Menge Geld damit verdienen, entstehen logischerweise Konflikte. Mit unserer EP wollen wir die Kraft der Musik verdeutlichen, sich menschlichen Hierarchien nicht zu unterwerfen, sondern ihre eigene Sprache zu sprechen. In ihr vermischt sich der Ausdruck menschlicher Kultur jenseits der künstlichen Klassifikationen, die für so viel Leid auf der Erde sorgen.

Die Songs sind in mehreren Phasen unserer Jam-Sessions über drei Jahre hinweg entstanden. Was ihr hört ist das Ergebnis eigenhändig produzierter Klänge – ohne Samples, ohne Presets. DlY Recording, Arrangement, Mix und Master.
Lasst es euch schmecken!


We serve you a 5-course menu boiling hot: the fusion kitchen EP. 

„fusion kitchen“ is dedicated to cultural mixture — a pop-cultural casualness that has recently become the subject of political disputes. 

The project emerged from the fusion of different styles, languages, the interplay of electronic and organic elements, nature and urbanity, and an engagement with contrasts between rich and poor, belonging and exclusion and diasporic elements of culture in a capitalist world. 

Our diverse inspirations, ranging from Reggae, Dancehall and Hip-Hop to Garage, Drum&Bass etc. have flowed into the entire creative process. Although drawing inspiration from various styles and creating new expressions is usual to pop-culture, we do not take it for granted. We value cultural fusion as an enriching phenomenon — not as a casual thing. Only in this way can the power inherent in it truly unfold. 
In cultural blending, music works across borders. It knows no nations and stereotypes, no exclusion, no inferior and superior cultures and no developed and underdeveloped societies. Yet, at the same time, all musical styles that inspire us have arisen under the influence of these cultural dividing lines. Without pain and oppression, they would not have occurred in this particular form. Therefore, we have the responsibility not to forget the stories and social conditions behind the music and to criticize the circumstances influencing its creation. 

Many criticize the insensible and alienated appropriation of cultural expressions. Often, it remains unclear where an artist’s inspiration comes from and what stories lie behind that inspiration.
With our EP, we want to illustrate how music has the power of not being subject to human hierarchies. Music speaks its own language. The diverse expressions of human culture blend into the beautiful sounds of the music beyond all the artificial human classifications.

We created the songs in multiple phases of our jam sessions in the course of three years. What you hear is the result of originally self-produced sounds — no samples, no presets. DIY recording, arrangement, mixing, and mastering. Enjoy your meal!


Cover Design: anna.paula.anna

Links:

spotify

soundcloud

bandcamp

youtube music

youtube


02.11.2023

Ihr Lieben,

das Amtsgericht hat es bestätigt:

der MONO e.V. ist offiziell unter der Nr. 5269 im Vereinsregister eingetragen.


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